Nepp bei Viagogo

Am zweiten Weihnachtsfeiertag waren mein Enkel und ich im Zirkus Roncalli. Wir erlebten, was wir erleben wollten: hochklassige Akrobatik, beste Unterhaltung mit angehaltenem Atem, zwei Stunden großen Vergnügens unter Mitbangen mit den Artisten. Wir hatten uns bestens auf diesen Nachmittag vorbereitet. Ich hatte ihm Artistik der Sonderklasse auf „America’s Got Talent“ auf YouTube gezeigt. Und wie es der Zufall wollte, ging auch bei „Roncalli“ ein Artist mit dem anderen Artisten auf dem Kopf von einer Platform drei Stufen hinunter und dann auch noch, das war die Zugabe, die drei Stufen wieder auf die Platform hoch. Riesiger Beifall. Auf dem Video, das ich davon habe, rufe ich Theo zu: „Und jetzt geht er sogar mit dem auf dem Kopf wieder hoch!“

Wir saßen gut. Die Karten kosteten zusammen 144 Euro. Stolzer Preis, aber okay für ein verspätetes Geschenk zum 8. Geburtstag. Die Karten hatte ich über Viagogo gekauft und das werde ich nie wieder tun. Viagogo ist nach meiner Erfahrung Nepp.

Als ich die Karten online bestellte, konnte ich nicht absehen, was sie kosten würden. Ich musste 344 Euro überweisen. Als die Karten da waren, konnte ich ersehen, dass sie zusammen 144 Euro kosteten, 72 Euro pro Karte. Viagogo steckte also 200 Euro für die Vermittlung ein. Auf meine Beschwerde, wie solch eine stolze Summe zusammenkomme, erhielt ich die erwartbare Nachricht, dass es Viagogo freistehe, eine Vermittlungsgebühr zu erheben. Das hatte ich weiß Gott nicht bestritten; die Höhe war das Ärgernis. Auf meine Nachfrage kam noch so eine Auskunft, deren Sinn im Abschmettern jedweden Anspruchs besteht: Halt die Klappe, du hast bezahlt, selber schuld!

Viagogo wurde im Jahr 2006 in London gegründet. Investoren sind Bernhard Arnault (LVMH = Louis Vitton, Möet Hennessy = französisches Konglomerat für Luxusgüter), Herbert Kloiber (österreichischer Sportrechtehändler) und Steffi Graf samt Andre Agassi (ehemalige Tenniscracks). Bunte Mischung, internationales Kapital, hoher Anspruch. Viagogo wirbt so für sich: „Wir sind der weltweit größte Sekundärmarktplatz für den Verkauf von Live-Event-Tickets. Die Preise werden von den Verkäufern festgelegt und können unter oder über dem Originalpreis liegen.“ Im englischen Text ist von „Ticket to Freedom“ die Rede. Toll, nicht? Nirgends werden Gebühren erwähnt, das ist nicht weiter verwunderlich; dass sie erhoben werden, versteht sich ja von selber. Die Höhe ist absurd, jedenfalls in meinem Fall.

Ich war naiv. Ich wollte Karten für „Roncalli“. Ich habe mich nicht erkundigt, bei wem ich sie bestelle. Ich bin in die Falle gelaufen. Macht es mir nicht nach!