Endlich wieder der BVB

Wenn es mit einigermaßen rechten Dingen zugehen sollte, wird der BVB heute deutscher Meister und die Südwand explodiert vor Freude und Hingabe. Ich war am Tag, als der BVB zum letzten Mal Erster wurde, im Stadion. Es war der 29. April 2012, drittletzter Spieltag, der Club (Nürnberg) war zu Gast, es stand schnell 2:0 und dann hörte das Spiel auf dem Rasen so gut wie auf. Alles lauschte nach Köln, wo Leverkusen spielte und verlor und damit war der BVB deutscher Meister. Robert Lewandowski, ein aufblühender Mittelstürmer. und Kevin Großkreutz, Klopps Allzweckwaffe schossen die Tore. Zur Erinnerung die Aufstellung: Weidenfeller/Pisczek/Subotić/Hummels/Schmelzer/Bender/Götze/Großkreutz/Gündogan/Kagawa/Lewandowski.

Heute also wieder ein Heimspiel und der Konkurrent spielt wieder in Köln. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Spiele wieder so ausgingen wie vor 11 Jahren.

Mir geht es um etwas anderes. Heute sind die Bayern in der Krise, nicht alleine die Mannschaft, sondern der gesamte Verein, weil sie einen Trainer unter falschen Begründungen vom Hof gejagt haben und einen Trainer einstellten, der bald gemerkt hat: Huch, ich finde hier eine instabile Mannschaft vor, der es an Selbstbewusstsein, Moral und Kampfkraft mangelt. Thomas Tuchel ist der beste Beweis dafür, dass sich Brazzo und der Titan geirrt haben, als sie den Nagelsmann für die instabile Mannschaft verantwortlich machten und behaupteten, er hätte die Kabine verloren. Die Mannschaft ist das Problem gewesen und noch mehr zum Problem geworden, weil die Vereinsführung die Spieler überschätzte. Von wegen, bester Kader Europas! Ich hoffe, sie haben gesehen, wie ManCity Real im Rückspiel zerlegt hat. Das beste Spiel, das ich seit vielen Jahren gesehen habe.

Aus einem ähnlichen Grund blieb Borussia Dortmund jahrelang Stabilität versagt. Thomas Tuchel war ein junger, unbequemer Trainer. Er kam nach Klopp. Der BVB verlor vor Tuchels Amtsantritt die Achse Hummels/Gündogan/Mikhytarian. Einfach mal so, ohne adäquaten Ersatz. Dennoch schaffte der BVB nicht nur die Qualifikation für die Champions League, sondern wurde auch noch Pokalsieger. Nebenbei galt es, ein Attentat zu verkraften, was ja auch nicht so einfach ist. Die Mannschaft blieb unter diesem Trainer so intakt wie nur irgend möglich. Dennoch gefiel es Aki Watzke, den Trainer zu entlassen. Danach kamen Bosz/Stöger/Favre. Keine Stabilität im Verein. Die talentierte Mannschaft blieb unter ihrem Niveau, weshalb die Trainer gehen mussten. Dann durfte der junge Edin Terzić ran. Die Mannschaft qualifizierte sich für die Champions League und wurde Pokalsieger. Verdammt gut. Aber leider, leider hatte Aki Witzke längst schon Marco Rose verpflichtet.

Dass Tuchel inkompatibel mit Watzke war (geht ins Theater, spielt nicht Skat, ist einfach nicht Klopp), führte zu einem Fehler. Und Fehler in diesem Geschäft, in der die Psyche der Spieler mindestens so viel ausmacht wie die körperliche Ertüchtigung, haben Langzeitwirkung. Wäre Terzić nicht so ein grundtreuer und grundanständiger Trainer, hätte er eines der Angebote angenommen, die auf ihn eingeprasselt waren. So aber hatte Aki Watzke jemanden im Management, der den glücklosen Rose beerben konnte und wollte. Unverdientes Glück.

Terzić hat vieles richtig gemacht. Can (den ich nicht leiden kann, weil er gerne einen haarsträubenden Fehler pro Spiel macht) reaktiviert. Wolf zum Verteidiger gemacht. Einen meiner Lieblingsspieler, Guerrero, ins Mittelfeld gestellt. Adeyemi und Malen gestärkt. Haller Zeit gegeben. Reus zum Auswechselspieler überredet. Gute Trainer machen gute Spieler besser. Gute Trainer können eine Mannschaft zusammenstellen. Gute Trainer üben sich in Bescheidenheit.

Und gute Geschäftsführer wissen, wo sie warum geirrt haben.