Gerade eben habe ich gelesen, dass eine junge Frau namens Ricarda Lang, sie ist 27 Jahre alt, Bundesvorsitzende der Grünen werden möchte. Das ist nicht nur in Ordnung, sondern natürlich auch eine interessante Nachricht. Die Lücke, die Annalena Baerbock und Robert Habeck reißen, muss schließlich gefüllt werden. Ricarda Lang sitzt im Bundestag, stammt aus Nürtingen, die Mutter erzog sie alleine. Sie soll analytisch stark sein und weiter denken als andere, sagen andere über sie. Solche Leute brauchen die Grünen und braucht das Land. Dass sie das Studium abgebrochen hat, stellt sie in eine Reihe mit Paul Zimiak und Kevin Kühnert. Politik wird dann zur einzigen Option. Halte ich persönlich für ein Problem in einer Berufswelt, in der man sich besser etliche Optionen eröffnet.
Mehr noch beschäftigt mich, dass es in dem Artikel in der „Berliner Morgenpost“ heißt, sie sei „offen bisexuell“. Warum muss ich das wissen? Zeichnet sie sich dadurch aus? Was sagt diese Information über das aus, was sie politisch will, was die Grünen von ihr haben könnten? Dass sie daran arbeiten will, aus den Grünen die führende progressive Kraft zu machen, liegt nahe, da die Partei schon mal eine Kanzlerkandidatin aufstellte und bei der Bundestagswahl unter ihren Möglichkeiten blieb. Wenn sich das nächste Duo, Omid Nouripour bewirbt sich für die Realos, daran macht, die Grünen zu stärken, ist das nur folgerichtig.
Nouripour hat übrigens versäumt, uns mit seiner sexuellen Orientierung zu belästigen. Gut so. Im übrigen dachte ich bisher, wir sind weiter, es ist selbstverständlich, dass Menschen unterschiedlich sind, in vielerlei Hinsicht, und dass die Zeit vorbei ist, daraus ein großes Ding zu machen. Ich könnte mich jetzt auch über Identitätspolitik und deren Verdienste wie Tücken auslassen. Will ich aber nicht. Nur so viel: In Amerika sagen sie zu einem Übermaß an nicht unbedingt erkenntnisfördernder Information: don’t overshare.