Zwischenruf: Macht mal schön

Zwei Koalitionsverträge, in Berlin und Berlin, Bundesregierung und Senat. Hier haben drei Koalitionspartner sich um das Wesentliche bemüht, dort haben sie ihre jeweiligen Forderungen addiert. Hier ist das Echo respektabel bis kritisch, dort hyperkritisch bis mokant. Hier könnte sich was tun, dort tut sich mit einiger Sicherheit nichts.

Die Ressortverteilung ist interessant. Im Bund überlässt die SPD der FDP das Finanz- und Verkehrsministerium, dazu bekommt Robert Habeck sein Großministerium und die Grünen auch noch die Kultur, die traditionell im Kanzleramt angesiedelt ist. Alles, was auf Zukunft ausgerichtet ist, liegt nicht in der Hand der Kanzlerpartei, seltsam.

In Berlin bekommen die Grünen das Finanzministerium: Ist das klug oder nur schlau und damit eigentlich unklug? Klug ist es jedenfalls, dass die SPD die Stadtentwicklung übernimmt. Gesundheit und Wissenschaft fällt an die Grünen; in Zeiten der Pandemie ein Schlüsselressort; dafür dürfte sich die Spitzenkandidatin Bettina Jarasch interessieren, die brav und lieb wirkt und die Hardcore-Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg gegen sich haben dürfte, ist einfach so. Die Linke bekommt Justiz, viel Vergnügen, wenn es mal wieder um die Rigaer Straße geht.

Hauptstädte werden ziemlich oft ziemlich schlecht regiert. In den Hauptstädten fallen die Gegensätze zwischen den Parteien härter aus als anderswo. Die SPD erträgt Franziska Gipfel mehr, als dass sie sie tragen würde. Die Grünen haben Bettina Jarasch vorgeschoben und werden sie weiterhin schieben. Klaus Lederer ist der Furioso in der Stadt, beliebter als alle anderen, ich weiß eigentlich nicht, warum. Außerdem werden in Berlin die Aktivisten innerhalb und außerhalb des Parlaments dafür sorgen, dass der Senat an den Volksentscheid über die Enteignung erinnert wird. Die Verzögerung durch den Gang durch etliche Institutionen ist endlich.

Die Ampel macht wenigstens ein bisschen Hoffnung. R2G trifft mit seiner Addition des Widersprüchlichen auf die große Wurschtigkeit, die in Berlin herrscht und uns jeden Tag aus dem Checkpoint des „Tagesspiegel“ anspringt. Dann macht mal schön.