Der BVB und seine Trainer

Borussia Dortmund hat seinen Trainer Lucien Favre entlassen. War abzusehen, stand schon länger bevor und als Mats Hummels am Samstag nach der 1:5 Klatsche gegen den Neuling VfB Stuttgart ein paar passende Bemerkungen machte, tickte die Uhr.

Es geht nicht um Favre, der Reyna dazu verhalf, ein richtig guter Spieler zu werden, der Sancho richtig behandelte, der überhaupt einzelne Spieler bestens entwickelte, aber die Mannschaft verlor. Es geht um Achim Watzke, der einen elementaren Fehler machte und dann nacheinander Bosz, Stöger und jetzt eben Favre entlassen musste. Ich wüsste wirklich zu gerne, ob er sich eingesteht, woran die Misere mit diesen drei Trainern krankt.

Der letzte Titel, den Borussia Dortmund gewann, liegt ein paar Jahre zurück. 2:1 gewann der BVB im Jahr 2017 gegen die Frankfurter Eintracht. Der Trainer hieß Thomas Tuchel. Er musste ohne die Erfolgachse der Klopp-Jahre auskommen: Hummels ging nach München, Mchitarjan nach Manchester, Gündogan zu ManCity. Er machte großartige Spieler aus Dembele und Aubameyang. Im Halbfinale gewann Dortmund bei Bayern in München in einem ungemein spannenden Spiel 3:2. Das dürfte der letzte Sieg in einer laufenden Saison gegen die Bayern gewesen sein.

Tuchel war damals ein junger, schwieriger Trainer. Filigran und nervös. Ein Tüftler und Könner. Einer, der ein Konzept gegen jede Mannschaft ersann. Einer, der sich nicht reinreden ließ. Damit machte er sich angreifbar. Zumal bei Watzke, der von Klopp träumte, von Klopp redete und einen zweiten Klopp haben wollte: zum Biertrinken, Skatspielen, Plaudern. Das größte Manko Tuchels bestand darin, dass er nicht wie Klopp war – dass er nicht Klopp war.

Nach dem Pokalsieg 2017 entließ der Geschäftsführer Watzke den Trainer Tuchel. Er sagte, es musste sein. Er sagte, die Mannschaft wollte es so. Er sagte, auf das Wort Tuchels könne sich niemand verlassen. Er rede heute so und morgen so. Das bezog sich auf den Anschlag auf die Mannschaft, die Tags darauf ihr Champions-League-Spiel bestritt, war ihr nicht gut tat. Tuchel war erst dafür und erkannt dann, dass es ein Fehler gewesen war.

Ein Geschäftsführer begeht einen Fehler, wenn er einen erfolgreichen Trainer, dem er außergewöhnliche Eigenschaften zubilligt, in die Wüste schickt. Es rächt sich. Es hat sich gerächt.

Tuchel trainiert unter schwierigsten Umständen ein schwer zu trainierendes Team. Paris war im Sommer mit ihm im Endspiel der Champions League und ist in diesem Jahr auch wieder gut dabei. Wer sich in Paris mit den eigenwilligen Eigentümern vom Persischen Golf herumschlagen muss und mit Primadonnen wie Mbappé und Neymar klar kommt, wer es versteht immer auf der Rasierklinge zu reiten, kann nicht so fürchterlich schlechter Charakter gewesen sein, wozu sie in Dortmund erklärt haben. Ist Guardiola nicht schwierig? Oder Mourinho? Das ist ist Trainer-Elite, in der Tuchel anzusiedeln ist.

Bosz macht einen guten Job in Leverkusen. Stöger macht einen guten Job bei Austria Vien. Und Tuchel? Schon möglich, dass er nicht mehr lange in Paris bleibt. Die nächste Station könnte Real Madrid oder CF Barçelona sein.

Kleiner Unterschied, oder? Und wen holt jetzt der BVB?