Der Big City Club, oh Gott

Dies ist die Woche der Entscheidungsspiele. Am Mittwoch habe ich mir die Eintracht gegen die Rangers angeschaut. Kampfspiel. Intensiv. Wo schottische Mannschaften dabei sind, geht es hoch her. Ganz eigene Männerkultur. Technik ist für sie ganz okay, muss aber nicht sein. Sie werfen sich in die Schlacht. Dagegen wirkte die Eintracht fast filigran, hatte eine Spielidee, brachte aber auch auch viel Leidenschaft auf, viel Kampfgeist. Deswegen hielten sie den Rangers stand. Da sie eigentlich besser waren, bekamen sie auch mehr Torchancen, die sie aber nicht nutzten. So wäre kurz vor Ende der Verlängerung fast passiert, was so oft passiert, doch da machte sich Trapp breit wie ein Handballtorwart und hielt den Ball aus kurzer Entfernung. Dann großes Drama beim Elfmeterschießen. Ausgerechnet Aaron Ramsey, einer der wenigen bekannten Spieler der Rangers, schoß schwach. Tja.

Gestern war ich im Olympiastadion, als Hertha gegen den HSV verlor. Zu recht. Eine Mannschaft, die keine ist, und noch nicht einmal den Hauch einer Spielidee besitzt, gehört nicht in die Bundesliga. Der HSV hat eine junge Mannschaft, die weiß, was sie tut und was sie tun soll. Und wenn Jatta ausnahmsweise mal eine Flanke hätte herein segeln lassen, die den Kopf eines Mitspielers gefunden hätte, wäre es mindestens 2:0 ausgegangen. Statt dessen flankte er zuverlässig ins Niemandsland. Ja, ansonsten war er ziemlich gut, wie auch Reis und die gesamte Abwehr. Von Hertha ist nur der Torwart Christensen zu erwähnen, der wahrscheinlich nicht wusste, wie ihm geschieht, als er spielen musste; dazu Boyata, der dringend den Verein verlassen sollte, wenn er mal wieder so spielen will, wie er es zweifellos kann. Den Rest kannste vergessen.

Der Big City Club in der Zweiten Liga: was für eine Verschwendung, was für ein Wahnsinn, das Höchstmaß an Unprofessionalität. Drei Trainer in dieser Saison. Bobić in den Schlamassel geraten und zum Schlamassel beigetragen. Der Präsident, weggetaucht, als hätte er mit dieser Hertha, diesem Unklub, nichts zu tun. Wie viele Millionen haben die Manager seit Dieter Hoeness verbrannt? Und was macht jetzt wohl Windhorst, der Sponsor, der Leute mit großer Klappe um sich schart, weil er selber nicht viel zu sagen hat? Fragen über Fragen. Und welcher Trainer tut sich diese Hertha an? Da werden viele Köpfe rollen, bis Sandhausen oder Darmstadt auftauchen und die Hertha vielleicht sogar wieder lernt, wie Fußball geht, der den Namen verdient.

Morgen dann noch das Pokalendspiel. Wird vermutlich guter Fußball und wenn es nach mir geht, darf Freiburg ruhig gewinnen. Leipzig hat nach starker Rückrunde kurz vor Toresschluss die Krise ereilt, und in Freiburg machen sie in aller Ruhe viel von dem richtig, was sie in Berlin mit großem Tamtam falsch machen. Und Leipzig spielt ja eh wieder Champions League und kann noch eine kleine Weile auf den ersten Titel warten.

Nebenbei gesagt, bin ich gespannt, mit welchem Trainer der BVB in die neue Saison startet. Bei Achim Watzke kann man sich seit Jahren darauf verlassen, dass er den falschen Trainer holt und den richtigen weg schickt. Tuchel nach dem Pokalsieg. Terzić nach dem Pokalsieg. Jetzt kein Pokalsieg, also bleibt Rose? Bleibt er nicht. Und wen nehmen sie statt seiner? Terzić doch wohl. Oder Hütter, weil er in Gladbach gescheitert ist? Oder macht Watzke ausnahmsweise das Richtige?

Richtig was los. Viel Vergnügen, allerseits. Zum Jahresende ist die WM. Glaubt man’s? Muss man wohl, wie so oft.